1. Rosenheim-Cup:
Bescheidener Sieger überrascht sich selbst

Von | 11. Juli 2016

von Hans Trachsel

Als er nach acht Runden sieben Siege eingefahren hatte, war Raimund Dillmann schon fast zufrieden: „Ausgeglichen abschneiden, das war mein Hauptziel.“ Doch der 66-jährige aus der Region Frankfurt machte in diesem Stil weiter und gewann den 1. Rosenheim-Cup auf überzeugende Weise. Er überraschte damit sich und alle andern, denn eigentlich hatte man den Männern im Vorfeld nicht allzu viel zugetraut.

Der ruhig und überlegt auftretende Dillmann hat damit sein erstes Turnier gewonnen. Er spielt seit fünf Jahren wettkampfmäßig und ist es gewohnt im Mittelfeld zu landen, wie er selbst sagt. Er machte bei der Siegerehrung allen Mut, denen es ähnlich geht. „Was mir hier gelang, das könnt ihr auch“, ermunterte er alle, die gelegentlich nahe am Exploit sind. So schwierig sei es gar nicht gewesen, analysierte er. „Es lief zeitweise fast wie von selbst. Stets war rasch klar, was zu tun ist. Langes Brüten gab’s kaum“, und das war überhaupt nicht überheblich gemeint. Bestätigt wird der Befund urch die Rubrik der Glückspilze, wo er hinter Angelika Meneghetti an zweiter Stelle ist.

So richtig spannend wurde es nochmals in Runde elf, als Nadja Dobesch dem Dominator eine hohe Niederlage mit 545:365 zufügte. Doch gleich danach drehte es wieder zugunsten Raimunds: Nadja verlor gegen Michael Stolberg und Dillmann kehrte für die letzten drei Spiele auf die Siegerstraße zurück. Dennoch kann man sagen, dass Nadja seit einiger Zeit die Konstanz in Person ist: Die Siegerin des Hamburger Turniers wurde in Rosenheim Zweite vor Michael Stolberg. Vor zwei Jahren aufgetaucht, liefert der „Shootingstar“ der Scrabbleszene bei seinen raren Auftritten zuverlässig Spitzenresultate ab.

Ein sehr gutes Turnier zeigte die Wienerin Liesbeth Schön als Fünfte, überraschend gut schnitt auch Landsfrau Roberta Levai ab. Punktekönig Stefan Merx zeigte einmal mehr ein tolles Turnier, doch zum Sieg reichte es wieder nicht – Platz 4. Er holte aus den 14 Spielen eine Differenz von 1161 Punkten heraus, 478 mehr als die Zweite in dieser Kategorie, Liesbeth Schön. Dabei half Stefan der höchste Sieg im ganzen Turnier mit 371 Punkten mehr als der Unterlegene.

Gebremst wurde die im Vorfeld prophezeite Frauenpower durch den Ausfall von Claudia Aumüller. Starke Zahnschmerzen zwangen sie am Samstagmorgen zur Abreise; die Behandlung wirkt, das Schlimmste ist überstanden, wie sie mitteilte.

Die vierköpfige Schweizer Delegation kämpfte eher glücklos. Regula Schilling mischte zwar zeitweise vorne mit, zeigte ihre große Klasse aber nur sporadisch, zum Beispiel mit ihrem Kantersieg über Mitfavoritin Maria Feige, wo sie mit 569 Punkten den Höchstwert des Turniers erreichte. Blanca Gröbli-Canonica war nach langer Turnierpause erstmals wieder dabei, respektvoll und freudig begrüßt von allen. Sie greift nach einer schweren Zeit wieder ins Turniergeschehen ein und wird sich langsam an ihre gewohnte Spielstärke herantasten.

OK überzeugte voll

Das Organisationskomitee um Wolfram Inngauer und die Hoffmanns erhielt von allen Seiten Bestnoten. Die Mitspielenden wurden regelrecht verwöhnt, sei es kulinarisch oder mit dem rege genutzten Fahrdienst. So entwickelte sich bei schönstem Sommerwetter im stattlichen Vereinshaus des örtlichen Sportvereins eine gute Stimmung, dennoch wurde hart gefightet wie eh und je. Scrabblespieler sind in beidem Spitze, wie sich erneut zeigte. Und so wurde denn die Ankündigung des 2. Rosenheim-Cups im kommenden Jahr mit starkem Applaus bedacht.