Von Hans Trachsel
Sie hatte es erhofft, nun ist es eingetreten: Claudia Aumüller, die an allen 25 Austragungen des früheren ZEIT- und jetzigen SeHer-Turniers teilgenommen hat, siegte bei diesem Jubiläum. Zugleich war es ihr fünfter Sieg am Turnier, mit dem alles begann.
Sie gehört zu den Pionierinnen des turniermässigen Scrabbelns und ist weiter mit Elan und jugendlicher Frische dabei. Früher in Berlin als Gastwirtin tätig, seit ein paar Jahren in Nienburg an der Weser zu Hause, siegte sie 2002 erstmals, dann erneut 2009 und 2015. Im Jahr 2020, nach dem Rückzug der ZEIT, übernahm Sebastian Herzog, der Präsident von Scrabble eV, die Organisation des Turniers. Und auch da hat Claudia nun nach 2022 zum zweiten Mal gewonnen.
Schon letztes Jahr stand sie im Finale. Doch da setzte sich Maria Feige durch. Diesmal hat’s nun geklappt. Ihr Gegner im Endspiel war etwas überraschend Udo Kampen, der im Halbfinal den Dominator der Vorrunde, Theo Kardel, aus der Entscheidung warf. Claudia hatte sich im Halbfinal gegen Dieter Kästner durchgesetzt.
Wie schon im Halbfinal nahm Claudia auch im Endspiel das Heft resolut in die Hand. Als Udo mit dem Bingo EINSAMER die Neunfach-Linie aufmachte, konnte sie das voll ausnutzen mit NIEDRIGE. Dafür strich sie 131 Punkte ein. Udo legte danach noch das nicht erlaubte RAUHTEN; mit RAUHSTEN hätte er das Adjektiv korrekt gebildet. Seine Gegenspielerin holte weitere gute Punkte mit DIARESE; eigentlich müsste es DIÄRESE heissen, doch das wussten die meisten erst nach einem Blick in den Duden.
Das Rückspiel verlief weniger einseitig, doch Claudia behielt die Oberhand. Beide legten etwas Falsches, das sie vom Brett nehmen mussten. Mit dem Gesamtergebnis von 1018:740 hat Claudia sich den Wunsch zum Sieg am Silberjubiläum des Turniers deutlich erfüllt.
Natürlich war es ein harter Kampf, um so weit zu kommen. Gegen all ihre Konkurrenten im Halbfinale unterlag Claudia in der Vorrunde, aber eben nur dort. Udo verlor in der Vorrunde sogar achtmal und qualifizierte sich mit 16 Siegen nur deshalb, weil er die höchste Punktzahl aufwies. Die im Halbfinal unterlegenen Theo Kardel und Dieter Kästner spielten beide eine glänzende Vorrunde, doch dann verliess sie das Glück.
Zu den Spielerinnen, die in Willingen im Sauerland so richtig Furore machten, gehört die Schweizerin Nesa Wyss. Sie verpasste das Halbfinale nur, weil sie weniger Punkte herausgeholt hatte als Udo. Die Bündnerin bezwang reihenweise die stärksten Teilnehmer(innen), darunter auch Udo. Mit Dieter Kästner lieferte sie sich ein grandioses Duell, das der Frankfurter mit 500:498 hauchdünn gewann. Es war das zweithöchste Spiel des ganzen Turniers. Das einzige Duell, das die Tausendergrenze überschritt, gewann Nadja Dobesch gegen Maria Feige mit 505:504; bitter für Maria. Neben diesen beiden schafften auch noch Lea Gettys, Doris Methner und Ingrid Nöth den Sprung in die Top Ten. Knapp dahinter folgt Uta Ehlers. 39 Wortkünstlerinnen und -künstler traten in Willingen an, das am Mühlenkopf eine Schanze für Weltcupspringen aufweist und zudem eine der längsten Hängebrücken der Welt. Hartmut Seeber, der vor wenigen Wochen seine Turnierpremiere feierte, schaffte bei seinem zweiten Turnier den Sprung in die obere Hälfte. Für kommendes Jahr steht als Austragungsort Magdeburg in Aussicht, wo bereits zwei ZEIT-Turniere stattgefunden haben.