10. S(CH)RABBLE in St. Gallen: Denkwürdig in jeder Hinsicht

Von | 16. März 2020

von Hans Trachsel

Die Teilnehmerzahl schrumpfte und schrumpfte wegen Corona, schliesslich nahmen noch 23 Unentwegte das Turnier in Angriff. Ursi Zurflüh konnte am 2. Tag nicht mehr antreten. Doch 22 Könnerinnen und Könner spielten fertig und waren mit voller Intensität dabei.

Den Siegespreis entführte Liesbeth Schön nach Wien. Sie ist zurzeit gross in Form, denn im Dezember hatte sie bereits den Wolpertinger in München zur Strecke gebracht. Die frisch pensionierte Gymnasiallehrerin verfügt über einen grossen Wortschatz und ist auch taktisch beschlagen. Spektakulär kam ihr knapper Sieg über Turnierorganisator Lorenz Knöpfli zustande: Dieser zweifelte den Abschlusszug *GOLEM nur deshalb nicht an, weil er sich als knapper Sieger wähnte und kein Risiko laufen wollte. Ein folgenschwerer Irrtum: Beim Nachrechnen ging der hauchdünne Sieg an Liesbeth.

Wie schon letztes Jahr erreichte Nadja Dobesch das Finale. Es gab unterwegs auch Stolperer, doch zum Schluss war sie die beste der Verfolger(innen). Hier blieb ihr das nun schon einige Zeit anhaltende Pech treu. Liesbeth begann mit dem schönen Bingo SABINER und holte etwas später mit der angezweifelten Form GEWÄNNET nochmals viele Punkte. Mit REUTEND machte sie endgültig alles klar. Nadja kam nur mit viel (Tausch-)Aufwand zu ihrem ersten Bingo (FIRMEND), später kam noch ENTBEHRE dazu. «Diesmal hab ich mir nichts vorzuwerfen, es war von den Buchstaben her einfach nicht zu gewinnen», kommentierte sie sachlich.

Letztes Jahr war das anders gewesen: Nadja verpasste es, Bens nach langem Brüten aufs Brett gebrachte OCKERM anzuzweifeln und vergab damit wohl den Turniersieg. In Hamburg passierte ihr im Mai dann nochmals Ähnliches. Fazit: Sieben Top-Ten-Klassierungen 2019, aber kein Sieg. Bei dieser Beständigkeit ist anzunehmen, dass es in nächster Zeit wieder mal klappen könnte.

Lorenz zeigte sowohl als Spieler wie auch als Organisator eine Riesenleistung. Dank seiner Unerschütterlichkeit im Hagel der Absagen und ständig verschärfter behördlicher Massnahmen kam das kleine Jubiläum überhaupt erst zustande. Die Hygienemassnahmen wurden befolgt, die Stimmung war gut – ein grosses Bravo geht an Lorenz und sein Team.

Als Spieler schrammte Lorenz knapp am Finale vorbei und wurde schliesslich Dritter. Das war er in St. Gallen schon zweimal. Den Beweis hat er erbracht: Er kann noch mehr schaffen, wenn alles stimmt. Alle drei teilnehmenden Länder auf dem Podest – Symbol für den guten Geist, der trotz äusserer Widrigkeiten das Turnier beseelte. Stadtrat Markus Buschor fasste das aus Sicht der Gastgeberstadt in passende Worte: Es sei gesellschaftlich, sozial und sportlich von grossem Wert, dass das Turnier stattgefunden habe – mit grosszügiger Unterstützung der Stadt, wie dankend beigefügt sei.

Ein Highlight nicht nur aus Schweizer Sicht war die Leistung der Bündnerin Nesa Wyss, die immer mit neuen Grosstaten aufwartet. Hatte sie letztes Jahr mit einem Kantersieg gegen den nachmaligen Turniergewinner Ben Berger aufhorchen lassen mussten dieses Jahr sowohl Blanca als auch Ulla und die Finalistin Nadja dranglauben. Verdienter sechster Platz, da ist noch viel möglich bei soviel Beharrlichkeit und Willenskraft. Der Schreibende und Blanca, die im letzten Spiel aufeinandertrafen, sind deutlich weiter hinten klassiert.

Wegen etlicher knapper Niederlagen holte Erika Hadorn, die sowohl gegen Blanca wie gegen Maria Feige gewann, den undankbaren Pechvogelpreis. Und Ursi Zurflüh, auch im Helferteam engagiert, zeigte, was in ihr steckt. Zu Beginn besiegte sie als einige der Wenigen Liesbeth Schön und holte ein Unentschieden gegen Ulrike Brodkorb. Was wär da wohl noch gekommen, wenn sie hätte zu Ende spielen können.

Ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Turnier wird uns in guter Erinnerung bleiben, das bestätigten alle, die ich befragt habe. Man kann nur wünschen, dass es nächstes Jahr von den äusseren Widrigkeiten verschont bleibt, die ihm heuer fast das Lebenslichtlein ausgeblasen hätten.