ZEIT: Ulla Trappe gewinnt zum zweiten Mal in Folge

Von | 16. November 2013

von Hans Trachsel

Ulla Trappe hat das 14. Scrabble-Turnier der Wochenzeitung ZEIT gewonnen. Damit ist sie erst die zweite Spielerin, die den in verschiedener Hinsicht besonderen Wettbewerb der Wortkünstlerinnen zweimal nacheinander gewinnen konnte. Nur eine hätte dies noch verhindern können: Die Schweizerin Blanca Gröbli-Canonica, die mit Ulla den Final erreichte. Doch hier behielt die Augsburgerin die Oberhand.

Die Schweizerin hatte das ZEIT-Turnier 2005 und 2006 für sich entschieden und 2007 den Final erreicht. Das Finalspiel 2013 in Braunlage im Harz, nahe der früheren Zonengrenze verlief lange Zeit spannend und ausgeglichen. Die Schweizerin gewann die 1. Partie hauchdünn mit 415:413. Im zweiten Spiel realisierte Ulla mit DRAHTNEN einen Bingo, den wohl nicht alle gesehen hätten.
Blanca erwog Anzweiflung, unterließ es aber zu ihrem Glück, denn die Form ist korrekt. Dann kam die entscheidende Phase des Endspiels: Blanca hätte mit UNSITTEN und danach mit SUNNITEN wieder herankommen können, übersah aber diese Bingos. Ulla dagegen brachte einen dreifach zählenden mit LUDERTET zustande und blieb danach uneinholbar vorn. Sie ließ auch kaum mehr eine Bingo-Chance offen.

Blanca räumte nach dem Spiel ihre »Verpasser« ein. Zuvor sei es die ganze Woche sehr gut gelaufen, auch im Halbfinal gegen Bärbel Gettys, wo sie das erste knapp und das zweite hoch mit 529:378 gewonnen hatte. Doch am Finaltag fühlte sie sich nicht mehr gleich gut in Form, und die Niederlage wurde unabwendbar. Doch Blanca zeigte sich mit dem Ausgang des Turniers zufrieden: »Der zweite Rang ist eine tolle Sache, nun war ich zweimal Erste und zweimal Zweite«. Blanca gehört zu den Pionierinnen und prägenden Figuren des Turnier-Scrabbles und steht unermüdlich im Einsatz, um das kreative Spiel auch in der Schweiz noch populärer zu machen.

Die Siegerin Ulla Trappe hat seit 2010 eine unwahrscheinliche und rasante Karriere hingelegt. Sie gewann damals die 1. Deutsche Meisterschaft (DM) und holte 2012 den Titel zum zweiten Mal. 2011 war sie ebenfalls im DM-Finale, wo sie gegen Maria Feige verlor. Letztes Jahr nahm sie erstmals am ZEIT-Turnier teil und gewann; nun hat sie nachgedoppelt. Sie ist eine gute Strategin, kann dank großem Wortschatz und systematischem Training immer wieder mit überraschenden Wörtern und Formen aufwarten und hat gute Nerven.
Enttäuschend verlief diesen Sommer für sie das Turnier der Champions, für das nur die 24 Besten qualifiziert waren. Sie startete glänzend mit 5 Siegen, dann kam der überraschende Einbruch, und es setzte 6 Verlustpartien ab. Damit war das Halbfinale im Eimer. Mit dem Sieg in Braunlage hat sie sich eindrücklich zurückgemeldet. Ihren Halbfinal hatte sie gegen die Münchnerin Nadja Dobesch bestritten, die immer wieder mit Exploits aufwartet.
Eher überraschend war Bärbel in die Runde der letzten Vier vorgestoßen; beide zeigten sich im touristisch geprägten Braunlage als faire Verliererinnen, die ihren Gegnerinnen Respekt zollten.

Auf Rang 5 knapp neben die Finalspiele geriet Claudia Aumüller, die das ZEIT-Turnier ebenfalls schon zweimal gewonnen hat, aber nicht in direkter Folge. Sie verlor die entscheidende 20. Partie. Gerlind Hermassi kämpfte nach einem vorübergehenden Unterbruch besser denn je und totalisierte ebenfalls 13 Siege aus 20 Spielen.

Das Turnier war wie seine Vorgänger heiß umkämpft und von A bis Z spannend. Hinter Ulla, der ein Start-Ziel-Sieg gelang, wurde bis zuletzt intensiv um die begehrten Finalplätze gefightet. Die ZEIT hat mit der Etablierung dieses Turniers und der von Sebastian Herzog betreuten Scrabblekolumne viel zur Verbreitung des Spiels beigetragen. Sebastian ist auch Präsident des Vereins Scrabble Deutschland e.V. und selbst ein ausgezeichneter Turnierspieler.