Wer hoch verliert, der stets gewinnt?!

Von | 29. Juni 2015

Wenn jemand nach einem Turnier zu erzählen hat, dass seine knappste Niederlage eine mit über 300 Punkten Differenz war, so würde man ihm wohl dringend raten, noch einige Übungseinheiten einzulegen … Anders in diesem Fall, denn außer dem Debakel-Spiel gegen Claudia Aumüller musste Ben Berger keine einzige Niederlage hinnehmen, marschiert wieder mal souverän durchs Turnier und blieb nur in einer weiteren Partie unter 450 Punkten, und zwar im Endspiel, in dem 444 Punkte genügten.
Es war nicht das einzige Kuriosum, denn wenn Ulrike Brodkorb und Maike Ruprecht aufeinandertreffen, ist Besonderes zu erwarten. 2013 in Berlin gelang Ulrike das einig bislang dokumentierte 700er-Spiel. Diesmal gelang es den beiden, gemeinsam ein 15-buchstabiges Wort aufs Brett, von Wortverdreifacher über die Brettmitte zu Wortverdreifacher, zu zaubern. Ganz geradlinig lag schließlich VERWINKELTESTEM – und überstand auch die Anzweiflung.

Während Ben ob seiner gewohnt grandiosen Ergebnisse vorzeitig als Finalist feststand, hatte es Friedrich Engelke vor Runde 12 zwar in der eigenen Hand, mit Claudia aber eine Gegnerin auf der anderen Seite, die zum einen Düsseldorfer Rekordsiegerin ist und zum anderen gegen Ben ja gezeigt hatte, dass gegen sie nicht so einfach zu gewinnen ist.
Und Friedrich durfte sich keinen Patzer leisten, denn Manuela Hilgenkamp und Ulrike Brodkorb trafen direkt aufeinander und lagen nur einen halben Siegpunkt hinter Friedrich. Bei einer Niederlage wären seine Finalchancen also dahin gewesen. Aber Friedrich setzte sich gegen Claudia durch und durfte so auf erfolgreiche Titelverteidigung hoffen.

Im Endspiel selbst hatte Ben dann zwar gleich einen Blanko in seinem Bestand, musste aber einige Geduld aufbringen, um ihn punktreich verwerten zu können. Die zuvor möglich KORINTHE hatte er wohl verschmäht, da sie direkt vor einem dunkelroten Feld geendet hätte und damit ein großes Gegenschlagrisiko eröffnet hätte.Gleich darauf der nächste: Typisch Ben, dass es nicht mit einem einfachen EINSAGT getan war, sondern die Buchstaben als TAGINES den Weg aufs Brett fanden.

Der zweite Blanko ermöglichte Ben die PURISTEN (dritter Bingo innerhalb von vier Zügen) und schon fast die Vorentscheidung. Schließlich verpasste Friedrich die Möglichkeit, Ben nochmal etwas näher zu kommen. Der in der Linhart-Analyse genannte LASURIT war wohl auch dem größten Teil des Publikums entgangen (sofern nicht elektronsich gesucht wurde), für die RITUALE auf Friedrichs Bank wurde aber schon verzweifelt eine Stelle gesucht … die sich dann durchs Bens Zug tatsächlich ergab. Und Friedrich erkennt, dass das E ja wunderbar zwischen R und P passt, doch das applausbereite Publikum erstarrt, als alleine diesen E die gelbe Farbe auf der Leinwand verliert und es sich die Buchstaben RITUAL weiterhin auf Friedrichs Bank gemütlich machen durften. Aber wohl jeder von denen, die sich hier ungläubig an den Kopf fassten, hat im Turnierverlauf einen ähnlichen Patzer hingelegt – denn sonst hätte man ja vielleicht an Friedrichs Stelle gesessen. Und was wäre unser schönes Spiel doch langweilig, wenn derartige Fehler nicht dazugehören würden.

Und so durfte sich Ben über den wohlverdienten Wanderpokal, den Sachpreis und den Hotelgutschein freuen, der sich im kommenden Jahr in jedem Fall gut einsetzen lässt. Denn auch dann wird es in Düsseldorf auf jeden Fall wieder ein Turnier geben, auch wenn der genaue Rahmen noch nicht feststeht, wie Organisator Dietmar Schönhoff bei der Siegerehrung bekanntgab.