Ulla wieder ganz die Alte:
Erster Sieg nach drei Jahren

Von | 19. März 2018

Von Hans Trachsel

Für kurze Zeit war sie ganz ferngeblieben, dann tauchte sie sporadisch wieder auf und jetzt siegt sie wieder: Ulla Trappe, die dreifache Deutsche Meisterin. Sie gewann in St. Gallen das lange Zeit ausgeglichen verlaufene Finalspiel mit 447:408 Punkten gegen Stefan Merx.

Letztmals hatte die Augsburgerin 2015 bei der Deutschen Meisterschaft (DM) gewonnen. Am achten glänzend besetzten Schweizer Turnier bezwingt sie nun in einem höchst spannenden Finale, bei dem von beiden Seiten kaum Fehler auszumachen waren, den amtierenden Deutschen Meister. Das verspricht erhöhte Spannung für die diesjährige DM im Mai.

Ulla leistete sich nur zwei Niederlagen: Zur Halbzeit in Runde 6 gegen Ben Berger (457:450) und in der vorletzten Runde gegen den späteren Finalgegner ebenfalls knapp mit 389:370. Den Führenden in der Elo-Liste, Timon Boerner, wies sie früh in die Schranken und gleich danach Blanca Gröbli-Canonica mit einem Kantersieg. Gegen Vorjahressieger Josef Esser gewann sie knapp und vorentscheidend in Runde zehn. Die Niederlage im nächsten Spiel gegen ihren späteren Finalgegner konnte ihr nichts mehr anhaben.

Etwas dornenreicher verlief der Weg von Stefan ins Finale. Gegen Timon fing er früh eine hohe Niederlage ein, es war bereits die zweite nach jener gegen Christof Pitzer. Gegen Blanca siegte er später in einem hochstehenden Spiel 455:450. Als in Runde 10 auch Ben dranglauben musste und gleich danach Ulla hätte ihn nur noch eine an der Finalteilnahme hindern können: die unverwüstliche Blanca. Sie gewann zwar ihr letztes Spiel gegen Ben überzeugend, doch weil sich auch Stefan gegen Ulrike Brodkorb durchsetzte, lag er um einen Sieg vorne. An Gesamtpunkten hätte ihn Blanca klar übertroffen (5284 gegen 4727).

Im Finale wartete Ulla gleich im ersten Zug mit dem Bingo AGIERTEN auf; Ben sah hier INERTGAS mit der Chance auf einen Anzweifler. Ulla legte bald danach mit FRUSTEN ihren zweiten Bingo. Stefan konnte umgehend mit ENDENDEM reagieren und etwas später mit BESORGE gut aufrücken. Doch ganz liess sich Ulla nicht mehr einholen. Im Finale gab es ein einziges neues Wort: die PAGIN von Ulla. Sie hatte in St. Gallen bereits zweimal gegen Regula, die Hauptorganisatorin, im Finale gestanden und beide Male verloren. Jetzt hat es geklappt – Gratulation!

Die Nummern 1 und 2 der Elo-Liste verpassten das Finale relativ deutlich.  Die frühe Niederlage Timons gegen die Turniersiegerin und die unerwarteten Verlustpartien gegen Nikolaus Ruzicska und Günter Krämer waren zuviel. Einen Spitzenplatz gab’s trotzdem, denn zum Schluss unterlag ihm Vorjahressieger Josef Esser.

Ben leistete sich ungewöhnlicherweise gar fünf Niederlagen, zuletzt gegen Blanca, und platzierte sich damit direkt hinter Timon. In der vierten Runde hatte Martin Bär mit seinem Sieg über Ben für eine der grössten Überraschungen des Turniers gesorgt.

Glänzend in Szene setzte sich mit Rang drei und hoher Gesamtpunkzahl Blanca.  Sie war am einzigen Tausenderspiel des Turniers beteiligt, das sie mit 545:492 gegen Claudia Aumüller gewann. Auf ebenfalls neun Siege in zwölf Spielen kam ausser ihr nur noch Günter Krämer, der sein bisher bestes Turnier spielte; im Direktduell hatte er gegen Blanca gewonnen und weitere Überraschungen geschafft, so gegen Claudia Aumüller und wie erwähnt gegen Timon.

Neuer Austragungsort

Das achte St. Galler Turnier war das letzte am bisherigen Austragungsort in der Sprachheilschule, den alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer lieb gewonnen haben. Regula und Blanca haben sich entschlossen, die Organisation des Turniers in neue Hände zu übergeben und durften für ihr grossartiges Wirken zusammen mit ihrem Team verdienten Dank mit stehender Ovation entgegennehmen.

Gespannt wartete die Scrabblegemeinde auf die Worte des neuen Organisators Lorenz Knöpfli. Und der hatte durchaus Erfreuliches zu berichten. Das Turnier bleibt in St. Gallen. Austragungsort wird das Restaurant Adler im Stadtteil St. Georgen sein, gut erreichbar ab Bahnhof mit dem Bus. Der Adlersaal bietet für 50 Mitspielende bequem Platz.

Mit Genugtuung erfuhr die in dieser Hinsicht nicht verwöhnte Scrabblegemeinde, dass es vom 15. bis zum 17. März 2019 um einen von der Stadt St. Gallen gestifteten Preis gehen wird. Stadtrat Markus Buschor freut sich, dass in St. Gallen „Buchstabenspielkunst zelebriert wird“ und zeigte Respekt vor den Leistungen der Denksportler. Nach nostalgischen Augenblicken des Abschieds von der Sprachheilschule herrschte zum Schluss Freude über die Zukunft des Turniers, das sich dieses Jahr in ganz besonderem Mass als eines der Aushängeschilder in der Turnierlandschaft profiliert hat.