von Hans Trachsel
Die Titelverteidigerin Claudia Aumüller steuerte auch dieses Jahr in Rotenburg an der Fulda dem Sieg im SeHer-Turnier entgegen. Ihre Finalqualifikation stand schon am vorletzten Turniertag fest. Im Finale sass ihr Maria Feige gegenüber, nur sie konnte diesen grossen Erfolg noch verhindern, und sie tat es auch. In beiden Finalspielen gewann Mixy, wie der Spitzname der diesjährigen Siegerin lautet, deutlich.
Wie Claudia gehört Mixy zu den Turnierspielerinnen mit grosser Erfahrung. Sie gewann bereits 2007 das ZEIT-Turnier, aus welchem Präsident Sebastian Herzog 2019 mit unbeirrter Initiative „sein“ Turnier hervorgehen liess. Es hat nun einen festen Platz im Turnierkalender erobert.
Die 69-jährige Maria Feige, die 2011 Deutsche Meisterin wurde, hat nicht so viele Turniersiege aufzuweisen wie ihre Gegnerin im Endspiel, gehört aber dennoch zu den besten Wortkünstlerinnen. Sie entwickelt in ihren Partien viel Kampfgeist und Kreativität und entschied bei ihrem neusten Triumph das Spiel mit einer Bingo-Doublette (DRAHTNE/ZITTERND) souverän. Dass HERO gemäss Duden ungültig ist, auch wenn eine Schweizer Konfitürenmarke so heisst, war nicht von Belang. Mixy beeindruckt nicht nur am Scrabblebrett, sondern ist auch sozial sehr engagiert.
Claudia konnte nach ihrer grossen Überlegenheit in der Hauptrunde im Finale nicht zu ihrem Spiel finden. Sie verpasste einige Bingos wie ZARTERE, UMRUNDET oder – bereits in aussichtsloser Lage – NUPTIALE, freute sich aber trotzdem über ein weiteres gelungenes Turnier: „Es wäre schön gewesen, nächstes Jahr meine silberne Hochzeit (25. Teilnahme) mit diesem besonderen Turnier als Titelhalterin zu begehen, doch auch so freu ich mich sehr darauf“, verkündete sie lächelnd. Viermal hat sie das ZEIT- respektive SeHer-Turnier bereits gewonnen.
Im Halbfinal schalteten die beiden Frauen ihre männlichen Mitstreiter aus: Claudia verlor zwar das Hinspiel gegen Günter Krämer, machte aber im Rückspiel alles klar; Mixy behauptete sich gegen Michael Weiand, der erstmals ins Halbfinale vorstiess. Günter ist in den letzten Jahren immer stärker geworden; auch seine Gemahlin Karin spielte ein gutes Turnier. Michael ist ein seit Jahren bewährter Kämpfer; auch seine Frau Inge ist fast immer wieder weit vorne in den Ranglisten anzutreffen.
Nadja Dobesch verpasste das Halbfinale wegen einer überraschenden Niederlage gegen Renate Sternagel. Auch sie hat das Turnier schon einmal gewonnen und landete gegen Claudia in Runde 17 einen spektakulären Sieg. In den Top Ten platzierten sich auch zwei Mitspielende aus der Schweiz, nämlich unerwartet Hans Trachsel und nach bewegtem Auf und Ab Regula Schilling. Ganz nach vorn schafften es auch Udo Kampen als 7., Doris Methner als 9. und Friedrich Engelke als Zehnter.
Das höchste Total in einem Spiel schaffte gleich in Runde 1 Udo Kampen mit 649 Punkten; er belegt neuerdings fast immer einen Spitzenplatz. Tausenderspiel gab es diesmal keines; am nächsten kamen dieser magischen Grenze der zu Beginn gross auftrumpfende Patrice Nardin und Theo mit 996 Punkten sowie Ann Kathrin Ehlers und Theo mit 988 Punkten. Theo, ein früherer Gewinner des Turniers, kam dieses Jahr auf Platz 12.
Ein Unikum waren die insgesamt sechs Unentschieden. Ann Kathrin schaffte das Kunststück sogar zweimal, zuerst gegen Hans Trachsel mit 435:435, und im vorletzten Spiel gegen Nadja mit 423:423. Eine Ehrenmeldung verdient Annrose Niem: Die fünf grössten Überraschungen des Turniers gehen allesamt auf ihr Konto. Da hat sie sich selbst ein Geschenk zur anstehenden Diamantenen Hochzeit gemacht.
Eigentlich war es auch dieses Jahr ein gefreuter und kameradschaftlich-fairer Wettkampf, leider überschattet von krankheitsbedingten Ausfällen. Drei Mitspielende mussten das Turnier vorzeitig verlassen. Das möge 2024 anders sein, damit alle ihre Chance wahrnehmen können.