HH: Bens Meisterstück mit Gala im Finale

Von | 9. April 2014

von Hans Trachsel

Er war der Favorit, gewiss. Aber dass Ben Berger gleich so auftrumpfen würde, das hat die 46 Teilnehmerinnen am 8. Fairmasters, wie das Hamburger Scrabbleturnier traditionell heißt, dann doch überrascht. Alle 16 Spiele gewonnen mit einem fabelhaften Durchschnitt von 483 Punkten pro Spiel, womit er sich die Halbfinalqualifikation vorzeitig gesichert hatte. Und dann ein Finalspiel, das alles bot, was diesen Ausnahmekönner ausmacht.

Ein Glücksfall für die Scrabbleszene ist der junge Rechtsreferendar Ben Berger auch, weil er die Fähigkeit und Ausstrahlung hat, junge Leute für das Spiel der Wortkünstler zu begeistern. In der Hamburger Rathauspassage ging es für ihn aber darum, den dritten Sieg nacheinander zu sichern und damit einen Rekord zu egalisieren, den Regula Schilling einen Monat zuvor beim St. Galler Turnier aufgestellt hatte.

Nach einem Durchmarsch über 16 Spiele, von denen das letzte als Halbfinal zählte, standen sich im Endspiel Ben Berger und Friedrich Engelke gegenüber. Der Professor aus dem Süden der Republik hatte im Halbfinale etwas überraschend Ulla Trappe ausgebootet, womit es nicht zum Kampf der Nummern 1 und 2 der Elo-Liste am prestigeträchtigen Fairmasters kam. Doch wer auch immer Finalist wurde, an diesen drei Tagen an der Alster schien so oder so kein Kraut gewachsen gegen den entfesselten Wortspieler.

Irgendwie vielsagend eröffnete Ben das Spiel gleich mit dem Bingo HUMOREN (tatsächlich, es gibt nicht nur eine Sorte Humor), was Friedrich noch mit GINSTERN zu kontern wusste. Doch mit der SCHIITIN reisst Ben die Führung wieder an sich und vergrössert den Abstand kontinuierlich. Zwar übersieht er als weitere Möglichkeit die TONSILLE, rehabilitiert sich aber umgehend mit RIESELNS als Bingo Nummer drei. Dass einer wie er auch das Spezialwort für Zinker, und das erst noch in der Mehrzahl, kennt und für GALMEIEN 91 Punkte einstreicht, überrascht mittlerweile nicht mehr. Friedrich zweifelt es vergeblich an, viele andere hätten das wohl auch getan. Bingo Nummer 5 ist dann eins das wohl alle im fachkundigen Publikum der Mitspieler/-innen gesehen haben: BEDECKT. Doch da war die Entscheidung längst gefallen.

Zum Schluss gab’s dann doch noch einen Nasenstüber für den Überflieger: Ben wollte seinem Gegner die vermeintlich einzige Stelle für das F vereiteln, doch Friedrich machte aus LUSE eine FLUSE und beendete das Spiel. Dabei hätte Ben mit DUTT fertigmachen und die 600-er-Grenze knacken können. So endete das grandiose Spiel 594:351. Zwei Männer im Finale, das war übrigens eine große Rarität; sie stellten in diesem Turnier nur ein knappes Viertel.

Fragt man Ben nach den Gründen für seine derzeitige Überlegenheit nennt er an erster Stelle den Trainingsfleiß. Darin sind sich die Nummern 1 und 2 ähnlich: Auch Ulla nutzt jede Gelegenheit, um die Wörter rasch zu erkennen, die sich in einem Buchstabensalat verbergen. Das Anlegen vorn und hinten gehört ebenso dazu, so lassen sich etwa neuerdings QUALEN zu SQUALEN verändern. So was entgeht den Koryphäen selten; es gibt ungezählte Möglichkeiten. Ben bleibt aber Realist: „Etwas Glück gehört immer dazu. Ich weiß, dass der Glücksfaden plötzlich reißen kann. So geschehen an der Deutschen Meisterschaft vor einem Jahr. Diesmal will ich’s besser machen.“ Ende Mai in Detmold kann er das beweisen. So oder so wird das Duell an der Spitze zwischen Ulla und Ben weiterhin für grosse Spannung sorgen. Zudem gibt es genug Leute, die auch diesen beiden jederzeit ein Bein stellen können. Finalist Friedrich Engelke besiegte Ulla in Hamburg zweimal. Und Nadja Dobesch verlor gegen Ben in einem tollen Spiel nur mit 8 Punkten Differenz.

Ein großes Turnier lieferten auch die unterlegenen Halbfinalistinnen Ulla Trappe und Maria Feige; knapp am Halbfinale vorbei schrammte die gewiefte Blanca Gröbli-Canonica aus der Schweiz.