von Hans Trachsel
Im zweiten Anlauf hat’s Super-Ben geschafft: Er gewinnt die 2. Austragung des Wolpertinger-Cups mit klarem Abstand zur zweitklassierten Liesbeth Schön und mit dem fabelhaften Punkteschnitt von 488. „Dank“ seiner einzigen Niederlage in 14 Spielen gegen die Wienerin ist er auch am punktemäßig höchsten Spiel beteiligt: 548:494, das sind 1042 Punkte.
Das zweite Wolpertinger in der Jugendherberge bei Thalkirchen war wiederum ein Erfolg; das Turnier wird ganz gewiss zum festen Bestandteil im Kalender. Letztes Jahr war Ben „nur“ Fünfter geworden; vier Niederlagen waren zuviel. Claudia Aumüller holte sich damals den Sieg; diesmal wurde sie Vierte.
Ben ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung. Der 30-jährige Jurist anagrammiert aus dem Stegreif. Er weiß oder merkt beispielsweise sogleich, dass ORTSNAME und MORASTEN aus den gleichen Buchstaben gebildet sind. Aus der taktischen Trickkiste lieferte er auf Anfrage ebenfalls ein Beispiel: In einem knappen Spiel verzichtete er zunächst auf einen Bingo und überließ seinem Gegner das Feld. An dessen Bingo konnte er dann – wie vorausberechnet – anhängen und siegen. Ohne solche Extras wäre seine eklatante Überlegenheit nicht denkbar.
Doch die Scrabbleszene bleibt lebendig: Vor drei Wochen in Magdeburg zeigte ihm Claudia Aumüller die Meisterin im Finale und diesmal landete Liesbeth Schön im bereits erwähnten Rekordspiel den Sieg. Damit hatte sie nach neun Spielen mit je 8:1 zu ihm aufgeschlossen, doch in der Folge gewann Ben erneut alles, während Liesbeth noch dreimal verlor. Friedrich Engelke kam auf zehn Siege, blieb aber mit der klar tieferen Punktdifferenz hinter der Wienerin zurück.
Vier der insgesamt 39 Mitspielenden gewannen 9 Spiele: Dieses Feld führt Claudia Aumüller vor der Schweizerin Regula Schilling an. Hinter ihr klassierte sich die Hauptorganisatorin Nadja Dobesch, die ihr letztes Spiel gegen Friedrich Engelke gewann. Jutta Wittmann glänzte zum Schluss mit dem Sieg über Liesbeth Schön und erzielte wohl eins ihrer besten Ergebnisse.
Simultanturnier für Unentwegte
Rund ein Dutzend Teilnehmer hatten im Anschluss an die 14 intensiven Spiele nicht genug: Der harte Kern lieferte sich noch ein Simultanturnier. Dabei kriegen alle vom Computer dieselben Buchstaben zugewiesen und können anschließend drei Minuten lang über den besten Zug brüten. Sogar Ben fand nicht immer die Toplösung, aber für den Sieg im Simultanturnier reichte es dennoch. Reizvoll ist dieser Modus bestimmt, doch unmittelbar nach einem Turnier wohl nur für Hartgesottene.
Für Unterhaltung war wie letztes Jahr ebenfalls gesorgt. Hatte damals ein Kabarettist mit Wortspielen und treffenden Beobachtungen zur bayerischen Eigenart aufgewartet, führte dieses Jahr Michael Merx Zauberkünste vor. Er ist der Bruder des Spitzenscrabblers Stefan Merx und zahlte im Turnier noch Lehrgeld. Doch mit der Zauberei verblüffte und begeisterte er, obwohl er’s neben dem Beruf bloß als Hobby betreibt. So holte er auf unerfindliche Art ein Tuch aus einer Flasche; dabei war die doch nachweislich verschlossen! Wie geht denn das? Wird natürlich nicht verraten.
Talent als Unterhalterin zeigte außerdem Nadja Dobesch bei der launig gestalteten Siegerehrung. Ihrer Mitorganisatorin Ulrike Brodkorb, der es im Turnier nicht so gut lief wie vor einem Jahr, bescheinigte sie mangelndes Demokratieverständnis bei der Entscheidfindung. Das sei weiter nicht erstaunlich für jemanden, der lange in Moskau gelebt habe, verriet Nadja augenzwinkernd. Ulrike, selbst für ihre spitze Zunge bekannt, nahm es nicht krumm. Zuoberst steht erfreulicherweise für fast alle die Freude an der Sprache und Wortakrobatik.