Ben wieder im Finale – doch Esser gewinnt

Von | 13. März 2017

Von Hans Trachsel                                                                                                    die Fotos vom Turnier von Hans Zahn

Im zweiten Anlauf sollte es nun wirklich klappen, doch es kam anders. „Überflieger“ Ben Berger wurde seiner Favoritenrolle gerecht und erreichte wie schon 2016 souverän das Finale am hervorragend dotierten 7. Scrabbleturnier in St. Gallen. Und wieder gelang es nicht: Josef Esser aus Berlin, sein einziger Bezwinger in den vorangegangenen zwölf Spielen, schaffte das Kunststück im Finalspiel erneut.
Beide warteten mit feinster Wortkunst auf: Esser eröffnete den Bingo-Reigen mit KIESENS und übersah dabei, dass er mit KLEINES ein zweites hellrotes Feld und damit eine Vervierfachung hätte herausholen können. Ben konterte umgehend mit VERKENNT; dem Gewinner der Partie gelangen dann noch EIGNEST und die matchentscheidenden SATIREN, während Ben mit TRIAGEN und UMNAHMST – welches erfolglos angezweifelt wurde – nicht mehr ganz herankam.

Beim 50-jährigen Berliner Physiker und Dozenten kamen auf dem Weg zu seinem ersten Turniersieg Erinnerungen auf an einen verpassten Triumph, der schon vor zwölf Jahren in Griffnähe lag. Es war im Finale des ZEIT-Turniers und Esser führte deutlich gegen die Schweizerin Blanca Gröbli-Canonica, da riskierte er DRIFTES, ein Bingo, das er gar nicht mehr nötig hatte. Blanca zweifelte erfolgreich an, da die Genitivform falsch war und zog an ihm vorbei.

Dieselbe Blanca hätte auch am Wochenende in St. Gallen zum Stolperstein werden können, denn sie brachte ihm im letzten Spiel die dritte Niederlage bei. Esser glaubte schon, das Finale verpasst zu haben, doch es zeigte sich, dass er in den Punkten immer noch einen genügenden Vorsprung auf den zweiten Spieler mit 9 Siegen hatte. Der sympathische Sieger, der nun lange Jahre stets etwas im Schatten der ganz Grossen stand, erhielt nach dem Finale einen Riesenapplaus von allen Mitspielenden. Er ist der dritte erstmalige Turniersieger nach ebenso vielen Turnieren in diesem Jahr. Ob das so weitergeht?

Der Spieler auf Platz drei heisst wie schon letztes Jahr Lorenz Knöpfli. Der St. Galler Wohnbauunternehmer und frühere Drehbuchautor ist ein Unikum der Scrabbleszene, denn aus beruflichen Gründen bestreitet er nur dieses eine Turnier. Eigentlich gilt als ausgemacht, dass man nicht genug Turniere bestreiten kann, um an Erfahrung zu gewinnen, wie das Beispiel von Josef Esser zeigt, der lange auf seinen eigentlichen Durchbruch hingearbeitet hat. Knöpfli zeigt, dass es auch anders geht, der Tausendsassa besiegte unter anderen Friedrich Engelke, der das Schweizer Turnier vor zwei Jahren gewann und Claudia Aumüller, die Ben letztes Jahr im Finale stoppte.

Ben nahm’s sportlich: Er wies darauf hin, dass es ihm, etwa an der Deutschen Meisterschaft, auch schon zugute kam, dass recht häufig am Schluss nicht der zuoberst steht, der das Hauptturnier dominiert hat. Und warum legt der gewiefte Taktiker TRIAGEN und nicht das unverfängliche ARTIGEN? „Erstens wollte ich das G auf dem doppelten Wert haben und zudem vermeiden, dass das I als Anlegestelle für ein 50-Punkte-X dienen kann“, so die Erklärung des Maestros, der schon ein rundes Dutzend Turniersiege auf dem Konto hat – mit guten Aussichten auf viele weitere.

Platz vier belegt die dreifache deutsche Meisterin Ulla Trappe, die nach einer Zeit mit nur sporadischen Auftritten wieder mächtig im Kommen ist. Ebenfalls acht Siege holten Christof Pitzer, Blanca Gröbli und Günter Krämer. Regula Schilling, Stefan Merx und Ulrike Brodkorb klassierten sich ebenfalls noch in den Top Ten, dicht gefolgt von den früheren S(CH)RABBLE-Siegern Friedrich Engelke und Jürgen Miguletz. Ganz selten: Im gleichen Rang wie Migu mit gleich viel Siegen und exakt gleicher Punktzahl von 4932 finden wir Ingrid Nöth! Migus Frau Claudia A. landete auf Platz 15.

Regula Schilling ist von Beginn weg nicht nur die erfolgreichste Teilnehmerin mit drei Siegen en suite, sondern auch die Seele des Turniers. Sie steht „ganz nebenbei“ noch an der Spitze des motivierten OK, dessen Kompetenz und Freundlichkeit ein Markenzeichen sind. Die Sprachheilschule bietet ideale Räumlichkeiten. 44 Teilnehmer waren mit von der Partie; fast alle und ein paar Neue werden im kommenden März wiederkommen zur 8. Austragung.

Ergänzung: Da der Begriff „Tausendsassa“ und der Namen „Friedrich Engelke“ schon gefallen sind, soll auch niocht unerwähnt beliben, dass beide seit diesem Wochenende bestens zusammenpassen, denn der unangefochtene Rekordspieler des deutschsprachigen Turnierscrabbles hat nun die sagenhafte Marke von 1000 Partien überschritten. Hierbei werden die Partien gezählt, die in die Elo-Wertung einfließen – die „wahre“ Zahl liegt also wohl noch etwas höher. Für alle anderen ist die Marke noch über 100 Spiele (und damit einige Turniere) entfernt. Claudia Aumüller und Johann-Georg Dengel könnten die nächsten sein …