von Friedrich Engelke
Haben die Räumlichkeiten des bekannten Austragungsortes Hotel Dietrich-Bonhoeffer-Haus in diesem Jahr bereits die Liga der Champions im Sommer gesehen, sind erneut die nahezu doppelte Anzahl von Wortakrobaten zusammengekommen, um sich von der „Aumüllerschen Organisation“ (so der Autor damals) verwöhnen zu lassen. Claudia beginnt die Siegerehrung daher zunächst mit ihrem Bruder Michael, der für die reibungslose Auswertung im Hintergrund sorgt, für Unterlegene ein tröstliches Wort hat und seinen trockenen Humor aufblitzen lässt. Ulrike und Migu runden dieses eingespielte Team ab. Kein Wunder, dass alle Teilnehmenden voll des Lobes sind und sicher zum Jubiläum im nächsten Jahr wiederkommen wollen. Bis auf eine möchten sicher alle dann ein oder auch mehr Plätzchen vorne landen, näher also dem Platz an der Sonne.
Eine – das ist sie strahlende Siegerin des Turniers – Uschi, die sich damit innerhalb kürzester Zeit einen weiteren Turniersieg sichert: Auf den Höhen des Westerwaldes vor vier Wochen bereits siegreich, trumpft sie im September erneut auf. Dabei sieht es zu Beginn gar nicht danach aus. Am Ende des ersten Tages mit negativer Bilanz auf dem Platz 25 „führt“ sie – allerdings den negativ stehenden Teil des Feldes – an. An der Spitze wie gewohnt Ben mit weißer Weste und einer Bilanz von +466 Differenzpunkten, scheinbar auf bestem Wege zum ersten Turniersieges dieses Jahres und auf den Spuren des letzten Jahres.
Doch der zweite Tag bringt entscheidende Wenden: Uschi siegt in allen Partien und auch der Sonntag kennt nur noch die Siegreiche: 10 Siege in Folge lässt sie dem schwachen Start folgen und +1165 Differenzpunkte geben die Dominanz auf dem Brett wieder.
Ben erwischt es gleich am Samstagmorgen. Doch dem Aussetzer lässt er drei deutliche Siege folgen, damit zurück auf der Erfolgsspur? Am Samstagnachmittag erwischt es ihn erneut, nun aber mehrfach. drei Niederlagen nacheinander. Erst gegen die spätere Siegerin, dann gegen Ausrichterin Claudia und schließlich gegen ein neues „Sternchen“, das da am Scrabblehimmel erscheint: Martina Wedel, nach eigenen Worten aus der Pampa Brandenburgs, die ihr erstes Turnier bravourös absolviert, so manchen „Experten“ überrascht und schlussendlich mit 8 Siegen den 8. Platz belegt und damit unter den Top Ten erscheint. Chapeau!
Ebenfalls unter die Top Ten, so ihr Understatement, wollte sich Blanca platzieren. Spielte dann aber ihr gewohnt überlegtes, ruhiges Spiel, machte es in der vorletzten Runde mit einer Niederlage noch einmal spannend, erklomm dann aber glücklich das Treppchen #2. Auf dieses folgt dann Ben als #3, der sich nach dem berüchtigten „Suppenkoma“ am Samstag wieder fing und mit großem Vorsprung in den Differenzpunkten (+1032) die Gruppe der 9:4-Kandidaten anführte. Hinter Ben auf dem vierten Rang findet sich die Hauptorganisatorin Claudia. Sie ist gewissermaßen die Seele des bei allen beliebten Turniers. Gleich hinter ihr dann der Autor. Weitere bekannte Namen wie Johann-Georg Dengel, Josef Esser und mit Regula Schilling die zweite Schweizerin finden sich unter den ersten Zehn, dazu überraschend Martina Wedel und Tatjana Beckmann.
Generationen stoßen aufeinander
Es könnte aus dem Drehbuch eines Heimatfilmes sein: Eine ältere Frau, die ihrer Enkelin das Scrabblespielen nahebringt. Hier wird es – mit Ausnahme der Verwandtschaft – Wirklichkeit: In der 12. und damit vorletzten Runde sitzen sich Annelise und Xenia gegenüber. Das Alter der Grand Dame des deutschen Turnierscrabbels sei nicht verraten, wohl aber der Altersunterschied. Es sind 67 Jahre! Um diese Jahre an Erfahrung reicher lässt sich Annelise diese Partie nicht entgehen und siegt mit 48 Punkten Vorsprung. Wünschen wir ihr noch viele solcher Begegnungen und Xenia, dass sie in 67 Jahren diese Begegnung immer noch weitergeben kann und mit ihr die Freude, die wir alle in unserem Sport genießen.
Dafür, dass wir das erneut am Ufer der Spree konnten, ein abschließendes Dankeschön an Claudia, Ulrike, Migu und Michael. Wir sehen uns wieder!