12. S(CH)RABBLE St. Gallen – Die hohen Erwartungen voll erfüllt

Von | 12. September 2022

von Hans Trachsel

Ohne Superlative kam man im Vorfeld beim besten Willen nicht aus: Die Besetzung dieses 12. S(CH)RABBLE war einfach grandios. Von den 12 besten auf der Elo-Liste waren 9 dabei, darunter die vier Vordersten.
Dazu jede Menge Cracks und mehrfache Turniersieger. Und die Erwartungen wurden voll erfüllt; es wurde gefightet, dass es eine Freude war, die definitive Entscheidung über die Finalteilnahme fiel spät. Doch schliesslich war klar: Wieder einmal heisst es „Ben gegen Timon“.

Und dann kam die wohl einzige Enttäuschung, für die aber niemand etwas kann. Denn das Finale war nach wenigen Minuten faktisch entschieden, die Spannung weg. Ben kriegte Superbuchstaben und wusste sie optimal zu nutzen, Timon hatte nie den Hauch einer Chance. Das kann mal passieren, aber es ist nun schon das dritte von drei Endspielen der beiden, das so läuft. Ben wartete kurz nach Beginn mit dem bemerkenswerten Bingo TYMPANUM auf, das viele, wenn überhaupt, doch eher als TYMPANON kennen. Fast nach Belieben konnte er weiter powern, während sich Timon keine Möglichkeit bot, das Blatt zu wenden. Das Finale kann in Kürze im Netz nachgespielt werden.

Bis es so weit war, bot das Turnier jede Menge begeisternde Wortkunst.
32 Scrabblerinnen und Scrabbler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Italien waren in die Bischofsstadt angereist, darunter drei Newcomer.
Für den späteren Sieger Ben begann es schlecht: Blanca zeigte ihm die Meisterin, auch weil sie zweimal erfolgreich anzweifelte. Die gewagte Partizipform, mit der er eine dreistellige Punktzahl anstrebte, verfing bei der Pionierin des Turnierscrabbles nicht. In Runde 7 gewann Timon gegen Ben; er hat nämlich als einer von sehr Wenigen gegen den 36-fachen Turniersieger mit 13:10 eine positive Bilanz. Noch jemand schaffte es gegen Ben: Andrea Sievers bezwang ihn in Runde 16 und heizte damit die Spannung nochmal so richtig an. In einem rasanten Endspurt tat es ihr Johannes Naumann gleich: Er bezwang sowohl Timon als auch Ulla und arbeitete sich auf Platz vier vor; hinter ihm folgt mit Alexander Dings einer der meist genannten Favoriten. Seinen Vormarsch stoppte in Runde 16 aus dem Nichts heraus Hans Trachsel; laut Statistik die grösste Überraschung des Turniers.

Mit Rang 7 erzielte Hans eines seiner besten Ergebnisse, unmittelbar hinter Ute Kneist. Sie hatte ein Hammerspiel gegen Alexander; sagenhafte 622 Punkte holte sie gegen den Deutschen Meister von 2021, unter anderem dank der als Schlussbingo platzierten HEPTODE. Niemand schaffte in St. Gallen mehr Punkte. Auch noch in die Top Ten gelangten Livia Boerner, Wolfram Inngauer und Andrea Sievers.

Punkterausch

Fünf Tausenderspiele – das ist eine tolle Marke und sogar Rekord. Die höchste Punktsumme erreichten am Turnier Ute Kneist und Ulrike Brodkorb (1081), gefolgt von den Geschwistern Boerner gleich in Runde 1 (1037); Timon folgt auf Platz drei bei seinem Sieg gegen Nadja (1029), beim Rekordspiel mit 622 Punkten von Ute resultierte ein Total von 1019. Die Tausendermarke knackten auch Livia und Etienne mit 1014.

Grosses Lob verdient hat das OK mit Lorenz Knöpfli und Frank Förster an der Spitze. Zu hoffen ist, dass sich nach diesem Erfolg das einzige Schweizer Elo-Turnier nicht mehr zu sorgen braucht um das Erreichen einer minimal erforderlichen Teilnehmerzahl. St. Gallen gehört einfach in die Agenda der «bösen» Scrabbler, um einen Ausdruck aus dem Schweizer Nationalsport Schwingen zu verwenden, wo die Bösen die Guten sind. In St. Gallen wird man regelrecht umhegt, und für die Teilnahmegebühr wird echt etwas geboten. Wir sind zuversichtlich, dass sich das S(CH)RABBLE fest etabliert hat; es brauchte dafür Lorenz’ Hartnäckigkeit und die dem Turnier sehr gewogene Stadt St. Gallen. Sie sieht das Turnier richtigerweise als kulturelle Bereicherung.