von Hans Trachsel
WolpertingerDer Wolpertinger, dieses scheue bayerische Fabelwesen, wurde zwar am 1. Wolpertinger-Cup in der Jugendherberge München-Thalkirchen nicht gesichtet und weder gelegt noch erlegt. Doch der Hase mit Hörnern spornte die 38 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fabelhaften Leistungen an.
Am besten kam eine Berlinerin – ja, wo samma denn – mit dem seltsamen Viech, einem Hasen mit Hörnern, zurecht. Nach 13 Spielen wies sie 10 Siege auf. Auch Ulrike Brodkorb und Neuling Michael Stolberg hatten gleich viele Spiele gewonnen, doch die Differenz von 676 entschied für Claudia Aumüller. Die mehrfache Turniersiegerin war auch in den letzten Jahren fast immer weit vorne anzutreffen, doch zunächst Ulla Trappe und die neue Nummer 1 Ben Berger machten ihr das Leben schwer.
Ben tat dies in München in München ebenfalls und bezwang in Runde 8 die spätere Siegerin. Doch weil der Deutsche Meister 2014 insgesamt vier Niederlagen kassierte, landete er für einmal nur auf Platz 5. Als erste brach Ulrike Brodkorb den Bann in Runde 5, vier Runden später tat es ihr die Schweizerin Regula Schilling gleich und auch seinem „Ziehsohn“, dem erst 21-jährigen Timon Boerner, musste sich Ben in Runde 11 beugen. Weil er in der vorletzten Runde dann noch gegen Nadja Dobesch unterlag, war klar, dass es nicht reichen würde.
Nadja hat mit ihrem Team das Turnier nicht nur glänzend gemanagt, sondern auch großen Einfluss auf dessen Ausgang genommen. Im 13. und letzten Spiel bezwang sie nämlich auch das Riesentalent Timon Boerner; wäre es umgekehrt ausgegangen, hätte der temperamentvolle und ehrgeizige Jüngling alle hinter sich gelassen, da er in der Differenz besser stand als Claudia. Über den 4. Platz mochte er sich zunächst nicht recht freuen. Hey, Timon, du hast glänzend gespielt, das wird noch, möchte man ihm zurufen.
Eine hervorragende Leistung bot Ulrike Brodkorb, die unermüdliche Mitorganisatorin. Mit ihrem Sieg gegen Doris Methner im letzten Spiel schloss sie zu Claudia auf; da musste die Punktedifferenz entscheiden. Für Erstaunen sorgte der drittplatzierte Michael Stolberg, der sich kurzfristig entschlossen hatte, einfach mal mitzutun. Er kam immer besser in Fahrt, und zeigte bereits mit dem 593:450 gegen Friedrich Engelke außerordentliche Fähigkeiten. Das waren zwei Rekorde: das Spiel mit dem höchsten Gesamttotal von 1043 Punkten und dem höchsten Einzelskore von 593, knapp vor Regula Schilling, die einen Sieg mit 592 Punkten verzeichnete. Regula belegte zum Schluss Rang 6 und hat insgesamt am meisten Punkte aus den 13 Spielen herausgeholt. Damit kam sie auf einen Punkteschnitt von über 447 pro Spiel.
Kabarett zur Auflockerung
Auf Anklang stieß am Samstagabend eine Vorstellung des „besten in München lebenden Schweizer Kabarettisten“ (Eigenwerbung) Christian Überschall. Mit gekonnten Wortspielen holte er im „Hinterhofcafé“ in der Nähe des Ostbahnhofs viele Lacher, denn die Scrabbler mögen naturgemäß jede Art von Wortakrobatik. Weniger zu lachen hatte zumindest im Turnier Überschalls Bruder Hans Trachsel, der nicht unter die besten Zwanzig kam.
Erfreulich aber bleibt, dass die Zeichen für einen Wolpertinger Cup auch im Jahr 2015 gut stehen, wie Nadja verriet. Wer weiß, was sich das namengebende Fabeltier dannzumal einfallen lässt. Überraschungen wird es wieder geben, so isses ned.