Tschüss, BDK!

Von | 12. Januar 2017

Als das Jahrtausend noch jung war, schlug Bernt-Dieter Köhlers große Stunde. Am 7. Oktober 2000 trug sich der Hamburger als Erster in die Siegerliste des ZEIT-Scrabbleturniers ein. Im Foyer des Klagenfurter Robert Musil-Museums bezwang er bei der als inoffizielle deutsche Meisterschaft firmierenden Veranstaltung die Oldenburgerin Ulrike Aka. Augenzeugen von damals berichten heute noch amüsiert von – wie er in der Scrabble-Scene genannt wurde – BDKs Entrüstung, dass das von ihm gelegte Wort „Sielbau“ nicht im Duden aufgeführt sei. „Das steht bei uns an jeder zweiten Straßenecke!“, echauffierte sich der ehemalige Chef der Hamburger Börse noch während des Spiels, nachdem dem Protest seiner Gegnerin stattgegeben worden war.

Wer heute den Duden aufschlägt, der findet den Sielbau dort tatsächlich verzeichnet. Der Eintrag stellt somit BDKs Vermächtnis an alle Scrabbler dar. Denn die Aufnahme dieses Fachbegriffes ist allein seiner Intervention bei Werner Scholze-Stubenrecht, dem ehemaligen Redaktionsleiter des Dudens, zu verdanken. Doch ist dieses Stichwort bei weitem nicht alles, was BDK an Spuren in Scrabbler-Kreisen hinterlässt. 2001 erreichte er erneut das Endspiel des ZEIT-Turniers, in dem er sich nur knapp seiner Vorjahres-Finalgegnerin geschlagen geben musste. Während der folgenden Dekade gehörte BDK bei jedem Turnier zu den Favoriten, wobei er viel von seiner Erfahrung („Ich spiele Scrabble schon seit 1960!“) zehrte. Denn zum Üben kam der Bergedorfer kaum mehr. Stattdessen initiierte BDK als bundesweit Erster einen festen Scrabble-Treff, bei dem er mehr als 10 Jahre lang allmonatlich als Organisator und Schiedsrichter auftrat. Und als Entertainer.

Manchmal musste man sich schon auf die Lippen beißen, wenn BDK bspw. im Rahmen einer Siegerehrung mit (und über) „seinen Schäfchen“ scherzte und spöttelte. Hier und da setzte er sich gern über jedwede Form von Political Correctness hinweg, und wenn in einem ansonsten mucksmäuschenstillen Spielsaal plötzlich Gebell zu vernehmen war, zeigten sich nicht alle Anwesenden begeistert von BDKs Fähigkeit, Hundelaute zu imitieren. Aber so war er halt: immer ein bisschen anders als die anderen. Es gibt eben nicht viele Menschen in diesem Land, die, wie BDK, Scrabble und Stepptanz zu ihren Lieblingshobbys zählen.

Seit dem Turnier in Klagenfurt kreuzten sich BDKs und meine Wege mindestens ein Mal im Jahr. Ich habe – nach anfänglichen Schwierigkeiten, das gebe ich zu – nahezu alle Treffen genossen, zumal ich BDKs warmherzige, unterhaltsame, sensible und nachdenkliche Seite kennen lernen durfte.

Genau so werde ich ihn in Erinnerung behalten.

Bernt-Dieter Köhler verstarb in den Morgenstunden des 11. Januar 2017. Unsere Gedanken und unser Mitgefühl gelten seiner Frau und seinen Kindern.

 

Für den Vorstand von Scrabble Deutschland e. V.

 

Sebastian Herzog